Wer immer vergisst, wo er ist, in welcher Zeit er sich gerade befindet, und wer die Menschen sind, die ihn versorgen, ist ständigen Ängsten ausgesetzt, wird manchmal misstrauisch und zuweilen ärgerlich. Die besondere Symptomatik bei Menschen mit Demenz stellt an die Angehörigen oder Mitarbeiter und an die Umgebung, in der sie betreut werden, besondere Anforderungen. Ganz wichtig ist deshalb, dass Pflegeeinrichtungen über Personal verfügen, das auf Demenz spezialisiert ist. Auch die Räumlichkeiten müssen konkret auf die Krankheit ausgerichtet sein. Zudem haben Pflegestudien ergeben, dass an Demenz erkrankte Menschen besser getrennt von anderen Pflegebedürftigen betreut werden. Denn die Menschen mit Demenz brauchen auch eine ganz bestimmte Tagesstruktur. Pflege oder Betreuung von Demenzkranken müssen jedoch nicht zwingend in einem Pflegeheim stattfinden. Ganz im Gegenteil – der Altenpflegemonitor zeigt, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung sich wünscht, im Alter in einer Wohnung leben zu können. Wir sollten diesem Wunsch auch in Offenbach mehr Beachtung zeigen. Auf Initiative der SPD-Fraktion hin wird nun in einem ersten Schritt geprüft, wie ein „Förderprogramm für ambulant betreute Pflegewohngemeinschaften“ verwirklicht werden kann. In diesen Wohngemeinschaften, die sich in vielen Städten bereits auf Privatinitiativen hin gegründet haben, wohnen meist sechs bis acht an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohnern. Diese werden durch ambulante Pflegedienste, Betreuungsdienste und Angehörige rund um die Uhr betreut und gepflegt. Der Aspekt des „Wohnens“ und der „Gemeinschaft“ steht dabei stark im Vordergrund. Eine ambulant betreute Wohngruppe gewährleistet den Demenzkranken ganz besonders die Kontinuität der bisherigen Lebensführung. Allerdings ist es aufwendig und mitunter kompliziert eine Wohngemeinschaft zu organisieren. Zunächst muss geeigneter Wohnraum gefunden, ambulante Dienste und Betreuungsdiensten engagiert und unter Umständen weitere Mitbewohner angeworben werden. Auch der Erfahrungsaustausch mit bereits bestehenden Wohngemeinschaften anderer Städte ist sinnvoll. Bei diesen organisatorischen und inhaltlichen Aufgaben kann die Stadt behilflich sein.
Gertrud Helduser, 09.07.09
Donnerstag, 9. Juli 2009
Wir brauchen mehr alternative Wohnformen für Demenzkranke
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Demenz,
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Wohngemeinschaften
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